Die reiche und vielfältige Vergangenheit Siziliens:
Die Geschichte
Siziliens reicht über mehr als 3.000 Jahre zurück, in denen zahlreiche Zivilisationen Sizilien entdeckt, erobert und
ihre Spuren hinterlassen haben
- nicht nur in der Archäologie und der Architektur, sondern auch in der Gastronomie.
Der Einfluss der antiken Griechen:
Die Dokumentation der reichen Geschichte Siziliens beginnt mit
Aufzeichnungen griechischer Historiker. Ab etwa 800 v.Chr. begann die
Periode der Kolonialisierung durch die Griechen,
die den von ihnen besetzen Teil Süditaliens Magna
Graecia nannten. Die mächtigste griechische Polis auf der Insel war
Syrakus. Nachdem die Griechen im Jahr 480
v. Chr. die Karthager besiegt hatten, erlebte die griechische Kultur auf der
Insel im 5. Jahrhundert v. Chr. eine Blütezeit. Das Interesse der Griechen an Sizilien führte dazu, dass sie hier prächtige Städte und einige ihrer schönsten Tempelanlagen errichteten, wie das berühmte
Das Tal der Tempelin
Agrigent, und die
Tempelanlagen von Segesta und
Selinunt, die heute in jedem Reiseführer zu finden
sind.
Bei einer Entdeckungsreise durch das heutige Sizilien begegnet man vielerorts den architektonischen Zeugnissen der alten Griechen. Im Vergleich dazu scheint das
römische Erbe auf Sizilien sich vor allem auf ein prächtiges Bauwerk zu beschränken: die
Villa Romana del Casale, die
besonders für ihre hervorragend erhaltenen Mosaiken berühmt ist und 1997 zum
UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Unter den zahlreichen Mosaiken ist eines besonders
bekannt, das Mädchen in Bikinis zeigt - ein Beweis dafür, dass der Bikini keine Erfindung der Neuzeit ist.
Urlauber in der Nähe von Palermo müssen sich jedoch nicht auf den langen Weg zur Villa Romana del Casale begeben, um Einblicke in die römische Geschichte zu erhalten. In Palermo selbst finden sich
Reste zweier römischer Villen, die zwar kleiner sind, aber ebenfalls mit gut erhaltenen Mosaiken aufwarten. Denn oft ist es nicht die Größe, die zählt. Die seltene Präsenz römischer Bauwerke in Sizilien lässt sich durch die 500-jährige Dominanz der griechischen Kultur erklären, die nicht so leicht auszulöschen war. Überdies hatten die Römer gar nicht die Absicht, dies zu tun. Für sie war Sizilien hauptsächlich ein
wichtiger Lieferant von Getreide.
Arabische Einflüsse auf die sizilianische Kultur:
Jetzt aber zurück in die Vergangenheit Siziliens:
Beim Bummeln durch die Altstadtgassen von
Palermo trifft man auf zahlreiche Bauwerke, die an die arabische Vergangenheit erinnern. Markante Beispiele hierfür sind die Kirchen
San Cataldo und San Giovanni degli Eremiti, die mit ihren roten Kuppeln ins Auge fallen. Doch nicht nur in der Stadt, auch in ländlichen Gegenden Siciliens stößt man auf Spuren der arabischen Kultur. Ein beeindruckendes Zeugnis dafür ist
das arabische
Badehaus in Cefalà Diana, das als einziges seiner Art auf der Insel erhalten geblieben ist.
Ähnlich wie die Griechen ließen sich auch die Araber auf Sizilien nieder und hinterließen mehr als nur ihre Architektur. Sie bereicherten die Insel mit Neuheiten, die heute als typisch sizilianisch gelten. Besonders
wichtig sind in diesem Zusammenhang Zitrusfrüchte, Dattelpalmen, Zuckerrohr, Mandeln und
Marzipan. Deren Anbau erforderte
innovative Bewässerungsmethoden, welche die Araber ebenfalls mitbrachten.
Die Araber spielten auch eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der unterirdischen Bewässerung in Palermo. Sie führten das
sogenannte Quanat-System ein, eine antike Technologie zur Wasserleitung, die es ermöglichte, Frischwasser aus den Bergen in trockene Regionen zu leiten.
Die normannische Prägung Siziliens:
Das einmalige und beeindruckende Innere der normannischen Kathedrale von
Monreale ist reich mit Mosaiken und Marmorverkleidungen ausgeschmückt.
Foto:
Wolfgang Pruscha
Während einer Reise durch Sizilien begegnet man fast überall Bauten mit normannischem Ursprung. Ein prägnantes Beispiel dafür ist der
Palazzo dei Normanni in
Palermo, der heutige Sitz des sizilianischen Parlaments. Obwohl das Gebäude heutzutage unterschiedliche architektonische Stile vereint, bleibt es als "Normannen-Palast" bekannt, da es einst die Residenz der normannischen Könige war.
Wenige Kilometer von Palermo entfernt befindet die berühmte normannische
Kathedrale von Monreale.
In ländlichen Gegenden, insbesondere in der Nähe der Küste, finden sich oft
normannische Verteidigungstürme, wie der gut erhaltene
Torre Normanna am östlichen Eingang von
Altavilla Milicia. Auch bei den
Sizilianern selbst stößt man auch auf Zeugnisse der normannischen Ära - nämlich auf
hellhäutige, rothaarige Sizilianer. Das sind keine Zuwanderer aus Nordeuropa, sondern direkte Nachkommen der Normannen, die
allerdings ursprünglich aus dem Norden kamen. Der Begriff "Normannen" bezieht sich
ja typischerweise auf Völker aus Nordfrankreich und England mit Wikinger-Vorfahren.