
Der Königspalast (Palazzo Reale)
Text und Fotos auf dieser Seite: Ursula Wiegand
Das barocke Gesicht von Turin:

Ein schöne Barock-Fassade am Piazza San Carlo
Den Titel "Barock-Schönheit" verdient Turin Dank der Savoyer, die die Stadt
1563 erstmalig zur Hauptstadt erhoben und in Oberitalien Jahrhunderte lang
das Sagen hatten. Zahlreiche Paläste und Schlösser ließen sie sich in und um
Turin errichten. Seit 1997 dürfen diese sich mit dem Welterbe-Titel der
UNESCO schmücken. Fileppo Juvarra war einer der maßgeblichen Baumeister.
Selbstverständlich setzt sich in Turins Zentrum der weiße
Königspalast
(Palazzo Reale) besonders in Szene. Direkt angrenzend erhebt sich der
Dom
San Giovanni Battista (Johannis der Täufer). Diese Symbiose von Krone und
Altar ist dem Gotteshaus fast zum Verhängnis geworden. Ein Brand, der 1997
im Königspalast ausbrach, fraß sich zum Dom durch und beschädigte den
Hochaltar, der später auf Leinwand nachgemalt wurde (trompe d’oeil). Doch
Glück im Unglück: das von gläubigen Christen verehrte Grabtuch Jesu wurde
unversehrt aus der zerstörten Seitenkapelle geborgen. Nur alle paar Jahre
wird es gezeigt, zuletzt vom 10.-23. Mai 2010, das nächste Mal erst in 2025.
Weit mehr als den Dom lieben die „Turinesi“ jedoch die
Kirche San Lorenzo
auf der Piazzetta Reale, erbaut von 1668-1680 durch Guarino Guarini. Ihre
Pracht verbirgt sich hinter schlichtem Mauerwerk, nur die Kuppel fällt auf.
Sie ist der Clou, sorgen doch ihre Öffnungen für wechselnde Lichteffekte.
Wer drinnen genauer empor schaut, erkennt ein böses Gesicht. Nur ein Zufall?
„Manche meinen, der Teufel blicke von oben herab,“ flüstert Stadtführerin Emanuela Moroni.
Heiter stimmen dagegen das elegante Treppenhaus und die verspielte
Stuckdecke im Palazzo Madama.

Die Kuppel der Kirche San Lorenzo
Die römischen Wurzeln von Turin:

Die römische Porta Palatina (25 v.Chr.)
Überraschungen warten aber im Parterre vom Palazzo Madama. Durch
dickes Glas sind die römischen Fundamente zu sehen, auf denen dieser Palast
errichtet wurde. Turins Wurzeln reichen mehr als 2.000 Jahre zurück! Das
beweisen auch die ausgegrabenen Reste eines Theaters und die
Porta Palatina
(von 25 v.Chr.). Am späten Abend erwacht dieses einstige römische Viertel
(Quadrilatero Romano) zu neuem Leben. Dort treffen sich die „Turinesi“ zum
Plaudern und Feiern.
Wer ein Glas zuviel trinkt, wird sich dennoch nicht
verlaufen. Die Römer haben Turin schachbrettartig angelegt.
Auch für die Besucher ist das angenehm und ebenso sind es die 18 km langen
Arkaden. „Die Savoyer wollten nicht gerne nass werden,“ erklärt Emanuela.
Selbst an Regentagen flanieren nun alle trockenen Fußes durch Turin, von
Boutique zu Boutique, von Lädchen zu Lädchen, von Café zu Café.
Die Mole Antonelliana:

Die Mole Antonelliana
Wie sich die jetzt rund 900.000 Einwohner zählende Stadt entwickelt hat,
zeigt der Blick von der Mole Antonelliana. Das 167,5 m hohe Bauwerk mit dem
spitzen Turm ist Turins Wahrzeichen. Ein gläserner Fahrstuhl - nichts für
schwache Nerven - führt mitten durchs Gebäude zur Plattform empor.
Seit 2000 beherbergt der Bau ein spektakuläres Kinomuseen, wurden doch in
Turin (und nicht in Rom) die ersten italienischen Filme gedreht! Der junge
Marlon Brando lächelt auf Bildern, das erste in den Studios gefertigte
Ungeheuer schaut grimmig. In abgeteilten Räumen, den „Kapellen“, passiert
die Filmgeschichte Revue. Hinter Glas sind die ersten Nacktfotos von Marilyn
Monroe und ihre Corsage zu sehen.

Von der Mole Antonelliana hat man einen wundervollen Blick auf die Stadt.
Die königliche Residenz Reggia di Venaria:
Stundenlang könnte man sich im Filmmuseum der Mole Antonelliana alte Filme angucken, stattdessen
aber auch die Sonne für einen Ausflug zur ehemaligen königlichen Residenz
Reggia di Venaria nördlich von Turin nutzen. Die präsentiert sich als
Gesamtkunstwerk mit feinen Deckenmalereien, einer Licht durchfluteten
Galleria und gepflegten Gartenanlagen.

In der königlichen Residenz Reggia di Venaria
Und wo ist FIAT?
Doch wo sind denn die FIAT-Fabriken? Die hat die Familie Agnelli 1899 in
Lingotto errichten lassen, nicht im barocken Zentrum. Seit 1999 wird dort
nicht mehr gefertigt, kein Fahrer kurvt mehr wagemutig über die Teststrecke
auf dem Dach.
Für den Umbau engagierte die Familie den Stararchitekten Renzo Piano. Der
verwandelte den Komplex in ein Kongresszentrum plus 5-Sterne-Hotel. Auf das
Dach stellte er einen grünen, runden Glasbau für Meetings im kleinen Kreis und
einen Kubus, die „Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli“.
Viele
Meisterwerke haben die Agnellis gesammelt, so Dresden-Motive von Canaletto und
Frauenbildnisse von Renoir, Picasso, Matisse und Modigliani. „Nur“ 25
Gemälde sind es, die sich, wie wunderbar, in aller Ruhe betrachten lassen.

Der "Meeting-Ballon" der Pinakothek (Architekt: Renzo Piano),
auf dem Dach der ehemaligen Fiat-Fabrik

Die "Nackte Liegende" von Modigliano (1917),
in der Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli.
Text und Fotos: Ursula Wiegand
Ursula Wiegand ist eine Reise- und Kulturjournalistin, die für diverse Blätter arbeitet. Italien gehört zu ihren Lieblingszielen.
Andere Seiten über Turin:
Besichtigungen, Touren, Aktivitäten:
Wie ist das Wetter in Turin?

Höchst- und Tiefsttemperaturen und Zahl der Regentage in Turin
Quelle:
Wikipedia
Zum achten Mal in Folge:

